Star Trek Into Darkness – Zum Zweiten

Letzte Woche war ich ein zweites Mal im neuen Star Trek Film – diesmal mit meiner Mom und in 3D.
Beide Versionen haben optisch was für sich und ich tu mich schwer zu sagen, was mir besser gefällt. Die 3D-Effekte waren zum größten Teil sehr gelungen und auf dem Planeten Nibiru kam sogar ein bisschen Avatar-Feeling auf . Leider wirken die Planeten und Sonnen im Abspann, von dem ich beim ersten Mal voll begeistert war, in 3D ziemlich künstlich und unrealistisch . Dafür waren die Nebel richtig toll!
Und noch was fällt in 3D viel mehr auf: Lensflares – und zwar eine ganze Menge. Mom dachte sogar, sie hätte Sehstörungen ;).

Trotzdem, bis zu dem Punkt, als Pike stirbt, gefällt mir der Film eigentlich ganz prima: Die Oberste Direktive wird endlich mal wieder ernst genommen, Kirk bekommt von Pike einen berechtigsten Anschiss und muss auf die harte Tour lernen, was es bedeutet, Captain zu sein und Verantwortung zu tragen.

Der positive Gesamteindruck wird leider getrübt durch Klopse wie die kalte Fusionsbombe (lass sie explodieren und ein Vulkan wird binnen Sekunden kalt – alles klar ;)) oder das Transwarp-Beamen. Außerdem frag ich mich nicht als Einzige, warum Kirk die Enterprise unbedingt auf dem Meeresboden verstecken musste, statt sie einfach im Orbit zu parken … Klar, weil es geil aussieht . Aber EIN Satz, dass das Beamen nicht funktioniert, wegen irgendwelcher komischen Interferenzen, hätte doch gereicht, damit sich der Zuschauer nicht verarscht fühlt. Zwar wäre es dann immer noch nicht nötig gewesen, die Enterprise baden zu schicken – ein Shuttle hätte genügt, das könnte man auch schick inszenieren.

Leider werden die Logik- und Kontinuitätsfehler in der zweiten Hälfte nicht weniger . Wann zum Bleistift soll Khan die Zeit gefunden haben, seine Leute in die Torpedos zu stopfen? Warum leben die Klingonen hier auf einer Mad-Max-artigen Schrotthalde?
Ich gebe zu, das ist mir beim ersten Mal gar nicht so aufgefallen.
Aber als die Dreadnought von Admiral Marcus hinter der Enterprise her ist und dabei brummt wie ’ne Harley mit frisiertem Auspuff, musste ich mich wieder mal zusammenreißen, keinen Lachanfall zu kriegen. Dabei hat es JJ in ST 11 schon einmal richtig gemacht: Die Lautlosigkeit bei den Weltraumszenen am Anfang sorgt für echte Gänsehaut. Und es ist realistisch – im Vakuum wird nun mal kein Schall übertragen.
A propros Vakuum: In der Szene, als Kirk & Khan in ihren Raumanzügen durchs All fliegen und Kirks Helm einen Riss bekommt, hätte der Helm bei dem Druckunterschied eigentlich sofort kaputt gehen müssen, oder?
Last but not least frage ich mich, schlampig die Sicherheit der Sternenflotte in diesem Verse arbeitet, dass z.B. Carol Marcus so einfach ihren Versetzungsbefehl fälschen konnte.

Doch mit all dem könnte ich leben. Logikfehler gibt es in anderen – besseren – Filmen auch.
Warum der Film in der zweiten Hälfte deutlich abstürzt, hat für mich drei Gründe: Admiral Marcus, Khan und Spock.

Letzterer mausert sich leider schon sehr früh zum Unsympathen der Crew. Dass er Kirk in die Pfanne haut, nachdem dieser ihm das Leben gerettet hat, wirkt nicht nur unfair, sondern auch unnötig: Schließlich wurde Spock nicht direkt gefragt und damit auch nicht gezwungen, zu lügen.
Wie unstimmig seine Charakterentwicklung und sein Verhältnis zu Kirk tatsächlich dargestellt wird, offenbart sich allerdings erst nach Kirks „Tod“. Ein Vulkanier muss wirklich etwas ganz Extremes erfahren, bevor sein Kohlinar zusammenbricht – aber Spocks und Kirks Freundschaft scheint dafür nicht tief genug, geht kaum über ein Dienstverhältnis hinaus und Differenzen gibt es zwischen den beiden auch jede Menge. Es wäre z.B. völlig ok gewesen, wenn Spock nach der Zerstörung seines Heimatplaneten so ausgerastet wäre. Aber da blieb er bemerkenswert ruhig.

Admiral Marcus hingegen wirkt wie ein platter Klischeebösewicht aus James Bond, seine Hintergründe bleiben weitgehend im Dunkeln (insofern passt der Titel von ST 12 ausnahmsweise mal). Das die Klingonen schon zwei Planeten überfallen haben, erscheint als Rechtfertigung für seinen Krieg ziemlich dünn. Schließlich war es nie die Politik der Föderation, sich in die Angelegenheiten anderer Völker einzumischen, nicht mal aus humanitären Gründen. Wo war denn die Sternenflotten, als die Cardies Bajor besetzt haben? Oder die Klingonen Cardassia? Richtig, sie haben sich rausgehalten.
Eine militärische Aufrüstung, damit die Föderation notfalls mit den Klingonen fertig wird, wäre ja vernünftig gewesen. Irgendeine linke Tour, um die Klingonen unschädlich zu machen, wäre wiederum typisch Sektion 31.
Aber wenn ich das recht verstanden habe, versuchte Admiral Marcus die Klingonen extra zu provozieren, damit er seinen Krieg bekommt. Wenn das so ist, sage ich dazu nur: größenwahnsinnig, dämlich und psycho .

Dass sich Khan von so einer Pfeife zum Handlanger machen lässt, passt wiederum gar nicht zum Khan der Classic-Serie: Dieser hätte Marcus eins vor die Glocke gehauen, seine Leute geweckt und versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen . Damit wäre nicht nur das Aussehen sondern auch der Charakter des neuen Khan das ganze Gegenteil vom alten (und kommt mir jetzt bitte nicht mit der neuen Zeitlinie – der gute Mann wurde geboren, lange bevor diese verändert worden lässt).
Bei näherer Betrachtung finde ich diesen Khan nicht nur festbesetzt, sondern regelrecht überflüssig. Das Drehbuch würde auch ohne ihn, seine Super-Fähigkeiten und sein Wunderblut bestens funktionieren (BTW: Wo wurde in TOS gesagt, er wäre praktisch unverwundbar und würde nicht mal zucken, wenn man ihm tausendfach die Visage poliert?): Man nehme einfach Sektion 31, die mit irgendwelchen fiesen, illegalen Mitteln die Klingonen unschädlich machen wollen, Admiral Marcus als eiskalten Obermacher, Cumberbatch als Geheimdienst-Fuzzy und rechte Hand des Admirals, Carol Marcus evtl. als Überläuferin, durch die Kirk überhaupt erst auf den Trichter kommt … fertig wäre der Grundstock für eine Story, die zwar auch nicht frei von Klischees ist, aber wenigstens nicht ganz so wirr und überladen ins Hirn knallt. Aber vielleicht ist meins einfach zu schlicht für die neue Generation von Star Trek .

Einen Kritikpunkt muss ich allerdings revieren: Der Film ist kein Gehetze von einer Actionsequenz zur nächsten. Ich wollte nämlich im Kino eine Tüte Chips aufmachen und damit bis zur nächsten dialogfreien Ballerei warten, damit das Geknister nicht so stört … Zu meiner Überraschung musste ich ganz schön lange warten .

Fazit: Wenn es nach Schulnoten geht, gebe ich eine 3. Gucken kann man den Film, aber nicht ernst nehmen.

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