Star Trek – Resistance, Teil 1: Initiation

resistance-1-kleinFür alle, die mich „nerven“, wann es denn endlich mit Defender weiter geht, gibt’s was für den kleinen Hunger zwischendurch. 😀

Mir ist ein angefangener Roman aus dem Jahr 2003 in die Hände gefallen, seit dem juckt mich eine Geschichte über die cardassianische Besetzung Bajors und Captain Lairis‘ Jugend. Das Ganze soll eine 5-6-teilige Miniserie werden, gewissermaßen ein Prequel zu Defender.

Inhalt:
Bajor während der Besatzungszeit: Um sich und ihre Familie über Wasser zu halten, arbeitet die 17-jährige Lairis Ilana als Dabo-Mädchen im Quark’s.
Eines Tages wird sie scheinbar grundlos von Cardassianern verhaftet – ein Tag, der ihr Leben für immer verändert.
Lairis kann fliehen und begegnet auf Terok Nor einem geheimnisvollen jungen Mann, der sie für die bajoranische Resistance anwerben will. Am Anfang zögert sie – aber der allgegenwärtige cardassianische Terror macht auch vor ihrer Familie nicht halt und Lairis trifft eine folgenschwere Entscheidung…

Download

Leseprobe:

Es heißt, wenn man dem Tod ins Auge sieht, würde man auf das eigene Leben zurückblicken, sämtliche wichtigen Erinnerungen ein letztes Mal im Zeitraffer erleben …
Wahrscheinlich gibt es bei allen humanoiden Spezies so ein Klischee.
Trotzdem … als diese beiden grimmigen uniformierten Cardassianer unvermittelt im „Quark’s“ auftauchten und mich mit den gefürchteten Worten „Sie müssen uns begleiten, Miss!“ geradewegs vom Dabotisch wegzerrten, erlebte ich nichts dergleichen.
Jemand verband mir die Augen, ein Paar Handschellen, an dem jeder Gewichtheber seine helle Freude gehabt hätte, schnappte vor meinem Körper zu und einer der Cardassianer stieß mich unsanft vorwärts. Der übliche Lärm auf dem Promenadendeck ging in ein unbe-hagliches Gemurmel über. Ich fühlte mich wie eine bizarre Kreatur, die, auf einem Zirkuswa-gen zur Schau gestellt, mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen begafft wurde.
Dann traten wir über eine Schwelle und ich vernahm das leise Summen des Turbolifts. In meinem Kopf war nur noch rötlich gelbe Gelatine. Leere. Nackte Panik.
Ich sah mich bereits an einen Tisch oder was auch immer gefesselt, während irgendein hässlicher, grinsender Cardassianer irgendetwas extrem Schmerzhaftes mit mir anstellte. Wie mir jemand die Kleidung herunter riss und dann ganz genüsslich seine Hose öffnete … Igitt! Bei dieser Vorstellung wurde mir dermaßen schlecht, dass das wenige Essen vom letzten Mittag mit voller Impulsgeschwindigkeit meine Speiseröhre hinauf schoss. Oh nein! Wenn ich einen von denen voll kotze, erschießen die mich sofort, dachte ich beklommen. Obwohl – vielleicht wäre es ja besser so. Wenn ich mir vorstellte, was diese Dreckskerle ihren Gefangenen antaten …
Mit einem Ruck blieb der Turbolift stehen. Ein leises Zischen sagte mir, dass die Tür zur Seite glitt. Man musste wohl in einen anderen Lift umsteigen, um in den schwer bewachten car-dassianischen Sektor von TEROK NOR zu gelangen. Meine Absätze brachten das Metall zum klingen, den Boden, die Wände … cardassianische Militärstiefel stampften dumpf neben mir her.
Weshalb ich auf einmal stolperte, war mir nicht ganz klar. Vielleicht lag es an meinen hoch-hackigen Schuhen. Oder daran, dass ich in meinen Beinen den gleichen Wackelpudding hatte, wie in meinem Kopf. Schwere Cardi-Stiefel traten mich in die Leistengegend, der Schmerz überflutete mich von allen Seiten. Einer der Cardassianer packte mich grob am Arm und brabbelte irgendwas. Dann lockerte sich der Griff und eine fremde Persönlichkeit in mir, deren Verstand noch halbwegs funktionierte, sorgte dafür, dass ich mit einem effektvol-len Seufzen zusammenbrach.
Die Cardis fluchten, jemand rüttelte an mir, tastete nach meinem Puls, trat mich, schlug mir ein paar Mal ins Gesicht – aber komischer Weise tat mir das nicht weh. Ich blieb reglos lie-gen, zeigte mich ungefähr so aufnahmebereit wie eine Schnapsleiche nach dem Dankbar-keitsfestival.
Dann schnellten plötzlich meine Arme hoch, fast wie ferngesteuert. Ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, woher ich die Inspiration und die Kraft für so eine Attacke nahm. Der Metallklotz an meinen Händen krachte gegen etwas, das hart genug war, um ein Cardi-Schädel zu sein. Ich hörte jemanden leise stöhnen und gleichzeitig zielte ich mit dem Hacken dorthin, wo ich den zweiten Cardassianer vermutete. Sein schmerzvolles Heulen verriet mir, dass ich eine besonders empfindliche Stelle getroffen hatte. Gut gemacht, Lairis! gratulierte ich mir. Nicht übel für ein kleines dummes Dabo-Mädchen!
Ich riss mir die Augenbinde herunter und sah, wie der eine Cardassianer sich halb besin-nungslos am Boden wand. Aus einer Wunde an seiner Schläfe sickerte dunkelrotes Blut. Der andere hatte sich zusammengerollt wie eine malkorianische Jammerraupe und hielt sich wimmernd seine Kronjuwelen. Geschah ihm Recht!
Ich brauchte ungefähr zwei Sekunden, bis ich begriff, was ich zu tun hatte … Die Waffen! Der Cardi mit dem Schädeltrauma hielt seinen Phaser noch in der Hand, doch seine Finger zitter-ten, und es war nicht schwer, ihm das Ding abzunehmen. Der andere Kerl hatte seine Waffe fallen gelassen. Sie lag etwa einen Meter von ihm entfernt und ich kickte sie weit weg.
Den Phaser umklammert, trat ich ein paar Schritte zurück. Ein Gefühl des Triumphes ließ mich selbstzufrieden grinsen und ich hoffte, dass ich trotz meines knappen Dabomädchen-Fetzens einigermaßen bedrohlich aussah. „Das habt ihr wohl nicht erwartet, was?“ sagte ich halblaut. „Eure Schuld, ihr habt hier nichts zu suchen, ihr ekelhaften Mörder!“
In Wahrheit kannte ich Energiewaffen nur von Bildern. Meine Selbstzufriedenheit verflüchtigte sich und mir wurde schlagartig klar, dass ich die beiden Cardis nicht für alle Ewigkeit außer Gefecht gesetzt hatte. Der, den ich mit meiner Handfessel niedergeschlagen hatte, war zwar immer noch nicht bei sich – aber der andere wimmerte schon merklich leiser.
Mein erster Impuls war, loszurennen wie ein lissepianisches Wiesel, auf Nimmerwiedersehen von hier zu verschwinden, die beiden halbtoten Cardis, diesen Korridor, diese ganze ver-fluchte Station einfach hinter mir zu lassen … Aber dann begriff ich, wie dumm das wäre. Die beiden Schleimkriecher würden überleben und sich an mich erinnern – vor allem der eine … falls ich tatsächlich sein Torpedorohr lahmgelegt haben sollte, dann gnade mir der Himmels-tempel! Man würde mich jagen wie eine tollwütige Harakatze und ich müsste den Rest mei-nes Lebens auf der Flucht verbringen. Diese Schlächter wären sogar fähig, sämtliche Mitg-lieder meiner Familie zu verschleppen und zu foltern, in der irrigen Annahme, dass mich einer von ihnen versteckt.
Bei diesem Gedanken wurde mir ganz kalt. Mit einer Sicherheit, die mich irgendwie er-schreckte, fanden meine Finger einen Knopf, den ich für den Abzug hielt, und drückten ihn durch. Ein gleißender gelber Blitz traf auf ein Computerbord und ließ es explodieren. Ich be-kam einen Riesenschreck, zuckte zusammen und schrie. Als mein Herz wieder halbwegs normal schlug, zielte ich zuerst auf den einen, dann auf den anderen Cardassianer. Meine Hände fingen an zu zittern, ich schluckte heftig und kniff beide Male die Augen zu, als ich abdrückte.
Die beiden Cardis rührten sich nicht mehr. Ihre Oberkörper zeigten schwarz umrandete Wunden vom Durchmesser mittlerer Springbälle. Dünne Rauchsäulen stiegen von ihnen auf und irgendetwas würgte mich. Ein Kloß verstopfte meine Kehle, mir wurde schwindelig … ich dachte, ich müsste mich übergeben. Oder heulen. Oder beides. Während sich dieser Anblick für immer in mein Gedächtnis einbrannte, vernahm ich Stimmen und Schritte, die von weit her kamen.
Ich löste mich aus meiner Erstarrung, schleuderte die hochhackigen Sandalen von den Fü-ßen, rannte, was das Zeug hielt, stürzte zur nächsten Schaltkonsole, schlug mit der flachen Hand auf das Touchpad für den Turbolift und wartete mit bebenden Knien darauf, dass das Ding endlich kam. Doch auf einmal verkrampfte sich alles in mir. Was war, wenn in diesem Lift fünf bewaffnete Cardassianer auf mich warteten? Sollte ich besser zu Fuß gehen?
Dann fiel mir noch etwas ein: meine Schuhe. Daran klebten garantiert irgendwelche DNAS-puren … Schweiß oder so. Wenn das erst mal analysiert wurde … Die Cardassianer würden dann ganz genau wissen, wer ihre beiden Soldaten erschossen hatte. Und – bei den Prophe-ten – ich wollte ganz bestimmt nicht anhand meiner Schweißfüße identifiziert werden!
Mist, Mist, Mist … so ein elender blöder Mist!
Der Turbolift kam. Seine Türen öffneten sich, ich presste mich ganz flach gegen die Wand … doch zu meiner unendlichen Erleichterung kam niemand heraus.
Es war sowieso eine blöde Idee, den Turbolift zu nehmen. Ich besaß keinen Lageplan der Station – und wer weiß, wo mich der Lift hingebracht hätte. Wahrscheinlich zurück zum Pro-menadendeck, wo ich unmöglich mit Handschellen rumlaufen konnte. Da hätte ich mir gleich ein neonfarbenes Schild mit der Aufschrift „Liebe cardassianische Mitbürger, ich bin ausge-rissen – bringt mich zurück in meine Zelle!“ um den Hals hängen können!
Nun musste ich zurück und meine Schuhe holen … Zum Glück war das hier eine unbewohnte Sektion und die Stimmen, die ich gehört hatte, waren schon wieder weg.
Ich hob erst mal die Augenbinde auf und stopfte sie mangels Taschen in mein Dekolleté. Dabei versuchte ich, keinen Blick auf die beiden toten Cardassianer zu werfen. Nun stand ich vor folgendem Problem: Meine Hände waren gefesselt, und das ist ungefähr so, als ob man nur eine Hand hätte. Ich musste mich also entscheiden, ob ich den Phaser behalten und die Sandalen wieder anziehen sollte. Aber ich könnte mit den Dingern niemals rennen, falls mich jemand verfolgt!
Oder sollte ich den Phaser wegwerfen und die Schuhe in die Hand nehmen? Aber nein! Auf der Waffe waren meine verdammten Fingerabdrücke – und damit stand ich wieder am An-fang. Also stieg ich unbeholfen in meine Sandalen, griff nach dem Phaser und betete zu den
Propheten, dass mir niemand in die Quere kommen möge.

***

Nach kurzer Zeit stieß ich auf einen offenen Wartungsschacht und überlegte nicht lange. Ich stellte es mir nicht gerade bequem vor, mit gefesselten Händen da durchzukriechen, aber dieser Weg schien mir der sicherste.
Als ich am anderen Ende das Gitter aufstieß und wie ein nasser Sack voller Kawa-Rüben zu Boden plumpste, schmerzte mein ganzer Körper. Natürlich war der Aufprall schuld, aber die Kriecherei durch den Schacht und die Fußtritte der Cardis hatten sicher auch ihren Anteil beigetragen.
Offenbar war ich im bajoranischen Sektor gelandet, genauer gesagt, in einem der Schlaf-quartiere für die Arbeiter aus der Erzveredelung. Es war völlig leer und da es Nacht war, nahm ich an, dass hier die Nachtschicht zusammengepfercht wurde. Ich rappelte mich auf, stieg vorsichtig über die dreckigen Matratzen und Decken von undefinierbarer Farbe hinweg und sah mich nach einem geeigneten Versteck um. Im bajoranischen Sektor sah es überall gleich aus. Die staubige Luft und dieses abartige, blaue, cardassianische Neonlicht tauchten die gesamte Umgebung in ein trübes Blaugrau. Zum Glück war niemand hier, sonst wäre ich mit meiner farbenfrohen Kleidung wohl aufgefallen wie eine bunte Poluka-Spinne – selbst ohne diese blöden Handschellen.
Mein hautenger Overall leuchtete türkisgrün und von den Hüften flossen mehrere Lagen sil-berblauer Chiffontücher herab, die verflixt unpraktisch waren, weil man beim Treppensteigen sehr leicht darauf treten konnte.
Treppen … Das war das Stichwort! Mein Blick fiel auf eine schlichte Metalltreppe, die wahr-scheinlich zu den Räumen des Aufsehers führte. Unter dieser Treppe gab es gerade genug Platz für eine einzelne Person, um aufrecht zu sitzen und die Beine auszustrecken. Es war stickig und heiß, aber auch dunkel und geschützt – das perfekte Versteck. Ich schloss die Augen, lehnte mich erschöpft gegen die Wand und genoss es für einen Augenblick, an gar nichts zu denken. Meine Erlebnisse schienen auf einmal so unwirklich und ich begann, zu hoffen, dass ich die letzten zwei Stunden unter dieser Treppe gepennt hatte und alles nur ein Albtraum war.
Oder hatte ich tatsächlich zwei Cardassianer erschossen – zwei Leben ausgelöscht?
Kaum zu glauben. Als Kind hatte ich jede einzelne Schnecke, die ich aus Versehen breitget-reten hatte, würdevoll begraben und betrauert. Selbstverständlich hatte ich auf den traditio-nellen Totengesang verzichtet, der ist nämlich fast zwei Stunden lang … Aber diese beiden Cardis … Mir wurde zwar ganz flau im Magen beim Gedanken an ihre toten, glasigen Augen und diese qualmenden Einschusslöcher – aber dass es mir Leid tat, konnte ich nicht behaup-ten. Der Hass gegen die Cardassianer saß bei meinem Volk sehr tief und bei mir natürlich auch. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass ich zu so etwas fähig wäre: Zwei Männer aus nächster Nähe zu erschießen, obwohl sie sich nicht mehr wehren können … Das Schlimmste war, dass es mir eigentlich nichts ausmachte. Die Kerle hatten es verdient, es war notwendig gewesen und ich würde ohne Weiteres damit leben können. Ein unbekannter Teil von mir war plötzlich erwacht, eine Seite, die mich zutiefst beunruhigte. Es hatte keinen Spaß gemacht, die beiden Cardis umzulegen – ganz gewiss nicht! Aber ich war bereit, es jederzeit wieder zu tun, um mich selbst oder jemanden, der mir nahe stand, zu verteidigen. Offenbar war ich doch nicht so weich, wie ich immer geglaubt hatte, und das machte mir Angst.
Wieder betete ich, aus diesem schrecklichen Traum aufzuwachen, doch das Gewicht an meinen Handgelenken fühlte sich leider ziemlich echt an. Die Realität verschaffte sich wieder Zugang zu meinem Gehirn und fegte alle überflüssigen Gedanken und Gefühle in den Müll-eimer. Ich konnte nicht ewig unter dieser Treppe hocken bleiben – und wenn ich mich wieder unter die Fauna wagen sollte, musste ich dieser verdammten Dinger loswerden!
Aber wie? Ich starrte mindestens zehn Minuten lang ratlos auf meine Handschellen. ‚Teleki-netische Kräfte müsste man haben‘, dachte ich. So wie Rana Tel, der genetisch mutierte Superheld aus diesen grellen Untergrund-Comics … Der konnte nämlich mit seinem „Gedan-kenstrahl“ nicht nur Cardassianer zu Staub zerfallen lassen, sondern auch Metall verbiegen und Wände sprengen.
Aber ich war leider nicht Rana Tel – und dass ich nächster Zeit übersinnliche Kräfte entwi-ckeln würde, war eher unwahrscheinlich.
Seufzend sah ich mich nach einem Stück Metall um, einem Nagel oder so. Irgendwas, womit ich das Schloss knacken könnte … Aber ich fand nichts, was sich dafür eignete.
Völlig resigniert ließ ich mich wieder gegen die Wand sinken. Am liebsten hätte ich vor Frust laut geschrien, geheult oder auf irgendwas eingetreten. Aber damit hätte ich wohl jemanden aufgescheucht, von dem ich auf keinen Fall gefunden werden wollte. Also riss ich mich ir-gendwie zusammen. Mein Blick verschleierte sich und die rötlich gelbe Leere, die ich so sehr hasste, kehrte in meinen Kopf zurück. Meine Finger schlossen sich fest um die Waffe, das Metall saugte meine Wärme auf. Ich wollte mich stark und sicher fühlen, stattdessen wurde mir kalt.
Die Idee, die mir plötzlich kam, war so simpel wie beängstigend: Ein schwacher Impuls aus dem Phaser könnte das Schloss an den Handschellen aufsprengen. Allerdings würde selbst die niedrigste Stufe ausreichen, um die Fesseln binnen Sekunden aufzuheizen wie einen Grillrost. Wenn ich Pech hätte, würde das heiße Metall mir das Fleisch bis auf die Knochen herunterbrennen. Diese Vorstellung war alles andere als erbaulich.

Schreibe einen Kommentar


*